Donnerstag, 8. November 2012

Ganz viel Mommy and Daddy Time

Herrn H.'s Eltern sind derzeit zu Besuch und wir zwei Schlingel haben den gestrigen Abend gleich mal genutzt, um die zwei als Babysitter zu missbrauchen und uns aus dem Staub zu machen. Wir waren noch nie zusammen im Kino, aus nachvollziehbaren Gründen. In Deutschland werden ausländische Filme synchronisiert. Zum einen findet Herr H. diese ganze Synchronisationssache ganz furchtbar, zum anderen ist sein Deutsch aber nicht gut genug, um einen ganzen Film durchzuhalten. In Schweden werden die Filme im Originalton mit schwedischem Untertitel gezeigt. Mal ne Folge South Park oder The Big Bang Theory kucken wir schon des öfteren, aber ich traue meinem Englisch nicht wirklich zu mich durch einen kompletten Film zu tragen und der schwedische Untertitel hilft mir da auch nicht.

Gestern haben wir uns aber trotzdem auf einen Film eingelassen. Englisch mit schwedischem Untertitel. Ein Actionfilm, obwohl mir das sonst gar nichts gibt. Der Grund war simpel: Daniel Craig. :D Den finden sowohl Madame als auch Monsieur höchst deliziös. Vor Daniel Craig hab ich noch nie nen Bond-Film gesehen und auch bei "Casino Royale" und "Ein Quantum Trost" muss ich ehrlich gestehen, dass die Handlung irgendwie an mir vorbei ging. All die Ablenkung. ^^

Bei "Skyfall" gestern bin ich aber erstaunlich gut mitgekommen. Klar, man versteht nicht alles, kriegt nicht jeden Witz mit, aber in die Handlung bin ich besser eingestiegen als bei den beiden Vorgängerfilmen. Der Sound in Kino war leider so eingestellt, dass man die Dialoge teilweise kaum verstanden hat, und man mag es kaum glauben: Fräulein Neuschwede liest Untertitel - und es bringt was! Schwedische Vokabeln haben eben doch öfter einen Bezug zum Deutschen als zum Englischen.


Hach, schön wars. :) Sehr leckerer Film und ein wunderschöner Abend zu zweit. Ich mag den Herrn Craig ja sehr gern, wenn er mal was anderes an hat als den ewigen Anzug, während Herr H. ja ein absoluter Anzugliebhaber ist. Jedem das seine.

Was ich noch gar nicht erwähnt hatte: wir haben jetzt unsere Personennummern bekommen! 


Endlich gehts hier voran. Deswegen sind wir heut früh losgezogen, um den ganzen Amtskram zu erledigen, der jetzt ansteht. Arbeitsamt, Sprachkurs, Bankkonto, all das. Das mit dem Konto hatten wir gestern schon mal versucht, dafür braucht man aber unbedingt einen schwedischen Ausweis, in dem die Nummer drinsteht. Was für ein Gerenne. Sind dann von einer Filiale des Skatteverket zum nächsten gezogen; keine war befugt uns diesen blöden Ausweis auszustellen. Heute dann erst mal zum Erwachsenenbildungs-whatever, um mich für den Sprachkurs anzumelden. Das ging bis vor wenigen Monaten noch online, jetzt natürlich nicht mehr. Geschätzte Wartezeit dort von etwa ner Stunde. Nun bin ich im System und darf nun noch maximal 3 Monate auf einen Kursplatz warten, zusammen mit diversen Muttis aus Burkina Faso. Ich liebe es.

Weiter zur Skatteverket-Hauptfiliale. Bevor überhaupt irgendwas passierte, mussten wir erst mal bezahlen, dafür zur nächsten Forex-Bank rennen und die Rechnung samt satter 12,5% Servicegebühr einzahlen. Und wieder warten. Am Ende hab ich tatsächlich sogar noch nen Ausweis beantragen können. Mann, was haben wir heute fleißig Nümmerchen gesammelt. 


Die Schweden sind ja ganz verrückt nach Schlangestehen. Überall gibt Nummernautomaten, damit sich beim ausgiebigen Schlangestehen auch ja keiner vordrängelt: beim Metzger, im Elektroladen, in der Bank, in der Apotheke. Daran muss man sich als Nicht-Schwede erst mal gewöhnen. 

Nach 4 Stunden Ämtergerenne sahen wir jedenfalls weniger frisch aus als auf dem nächtlichen Heimweg vom Kino gestern.


5 Kommentare:

  1. Das mit dem Nummern ziehen kenne ich mittlerweile auch aus DK. Beim Bäcker 'ne Nummer ziehen? Sinn?
    Auch das mit den schrecklichen Deutsch synchronisierten Filmen kommt mir bekannt vor *g* Deutsches Kino geht gar nicht und im Fernsehen darf dann fast nur Assi-TV geschaut werden, weil das ja wenigstens die Originalstimmen sind :D

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  2. Ich find das Nummern ziehen ja ganz nett, weil man da eben NICHT in der Schlange stehen muss, sondern in einer Ecke seiner Wahl rumlungern kann, bis man dran ist. Aber das klingt alles nach ziemlich viel anstrengendem Behördenkram. Und noch drei Monate auf den Sprachkurs warten? Wie gemein!

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  3. @gerry: ich versteh ehrlich gesagt nicht so ganz, was an deutsches synchro auszusetzen ist. klar, ich verstehe diesen "alles im original kucken"-gedanken, aber die deutsche synchroarbeit ist finde ich im vergleich zu vielen anderen ländern richtig gut.

    @ryanne: in welcher ecke will man denn beim metzger rumlungern? aufm amt kann ich das ja noch verstehen, aber dort? nun gut, dieses schwedische prinzip wird eben bis zum verrecken durchgezogen. ^^
    ja, maximal drei monate muss man warten. jeder hat da ein recht drauf, wie demnächst kindergartenkinder in deutschland ein recht auf nen platz haben, aber die warteschlangen sind eben lang. was soll ich mich aufregen, ist nicht zu ändern. immerhin kommt hier endlich mal was in gang.

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  4. Zum Metzger geh ich so selten :D Aber ja, die Schweden sind mit ihren Nummern sehr pedantisch (sie mögen Regeln ohnehin scheinbar gern). Ich weiß noch, dass ich damals bei der Folkhögskolan ziemlich schnell einen Platz bei einem Sprachkurs hatte (in dem Kurs war auch irrsinnigerweise der Sänger von Selig *g*), aber den hat dann vermutlich meine host mom bezahlt? Wie auch immer, viel Glück weiterhin. Ich bewunder das ja so still und heimlich, dass du so mutig auswanderst. Ich mag Schweden nach meinen Naherfahrungen vor allem aus der Distanz oder als Urlaubsort. Aber wohnen möchte ich dort nicht mehr.

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  5. was heißt "mutig auswanderst" - da gabs keine großen diskussionen. ich hab noch nie an deutschland gehangen. ich hatte nen job, den ich gehasst hab, und er einen, den er mag und in dem er nicht schlecht verdient. in deutschland wär es schwierig geworden einen vergleichbaren zu finden, für mich ist es hier aber leichter irgendwas zu arbeiten. ich mochte skandianvien schon immer, also wieso nicht dorthin gehen? und wer weiß, vll kommen wir ja auch irgendwann wieder zurück? da ist alles offen. es ist kein riesen kulturschock von deutschland nach schweden zu kommen, und das mit der sprache - das wird schon. ohne herrn h. wär ich aber sicherlich nicht einfach weg. er gibt mir hier den nötigen halt. home is where the heart is, isn't it? ;)

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