Sonntag, 30. September 2012

Die Früchte des Herbstes

Wir haben jetzt einen Kindersitz fürs Fahrrad und endlich bin auch ich wieder ein bisschen mobiler als früher. Und der Kleine liebt Radfahren! Ich hatte befürchtet er würde lautstark kreischend versuchen sich aus dem Sicherheitsgurt rauszuwinden, aber nichts dergleichen. Dick eingepackt sitzt er hinter mir und scheint gar nicht genug zu bekommen von all den interessanten Sachen, an denen man so vorbeifährt.
Ich muss sagen, dass sich die Situation "mit Kind" im Moment merklich verändert. Es tut mir leid, aber es ist einfach so: bisher gab es zu viele Momente, an denen ich nervlich einfach nur am Ende war. Tage, an denen er nur geheult und gequengelt hat, wo ich Angst davor hatte ihn abends ins Bett bringen zu müssen, weil das jedesmal so ein riesen Kampf war. Jetzt klappt es oft ganz unkompliziert, er wiegt sich selbst in den Schlaf, krabbelt teilweise sogar mitten am Tag selbst rein und zeigt mir so, dass er müde ist. Das Zusammensein mit ihm bekommt jetzt eine ganz andere Qualität. Wir lachen so viel zusammen, die letzten beiden Tage würde ich als zwei der schönsten und entspanntesten überhaupt bezeichnen. Er kann jetzt Küsschen geben (nur das mit dem leisen Kussgeräusch hat er noch nicht verstanden, er pustet dann jedesmal ^^) und tut das teilweise sehr exzessiv und unaufgefordert.


Am Freitag haben wir einen langen Ausflug ans Meer gemacht, zuerst wieder auf den Felsen, auf dem wir das letzte Mal waren, weil ich noch so ein paar Krebsschalen brauchte, und dann weiter nach Fiskebäck, raus zu schroffen Felsen und um die Ohren pfeifendem Wind.


Auch diesmal habe ich wieder Pflanzen gesammelt und versucht zu bestimmen. Das macht echt Spaß. Alle konnte ich nicht bestimmen, z.B. bei diesem kamillenähnlichen Teil im Vordergrund ist es schwierig. Ich müsste mir mal ein ordentliches Bestimmungsbuch zulegen.

Gras-Sternmiere Stellaria graminea Grässtjärnblomma
Echtes Leinkraut/ Kleines Löwenmaul Linaria vulgaris Gulsporre
Gewöhnlicher Teufelsabbiss Succissa pratensis Ängsvädd
Gewöhnliche Schafgarbe Achillea millefolium Röllika 


Blutwurz Potentilla erecta Blodrot
Purpur-Grasnelke Armeria maritima ssp. pupurea Strandtrift
Klippenleimkraut Silene uniflora Strandglim
Gewöhnlicher Tüpfelfarn/ Engelsüß Polypodium vulgare Stensöta


Waldgeißblatt Lonicera periclymenum Vildkaprifol (die riecht so wahnsinnig gut!)
Rainfarn Tanacetum vulgare Renfana
Scharfer Hahnenfuß Ranunculus acris Smörblomma
Gewöhnlicher Gilbweiderich Lysichamia vulgaris Strandlysing

Weiße Taubnessel Lamium album Vitplister


Die Krebsschalen stammen übrigens von der Gemeinen Strandkrabbe Carcinus maenas Strandkrabba. Hab gestern schon im Second Hand nach einem passenden Lampenfuß für meine Krebsschalenlampe gesucht, aber noch war nichts Überzeugendes dabei. Habt ihr übrigens eine Idee wie man diese Schalen am besten lackiert oder sonstwie behandelt, damit sie nicht so leicht brechen?

Herr H. hat auch wilde Äpfel gesammelt und mich am nächsten Morgen mit dem köstlichen Duft eines Apfelkuchens geweckt. :)



Sonntag, 23. September 2012

Samstag, 22. September 2012

Tutorial: Teebox


Ich möchte heute eine meiner liebsten Anleitungen mit euch teilen: genähte Schachteln. Die Idee dazu stammt aus einer Handarbeitszeitung von 1998.


Damals hab ich mit meiner Mutter einige Schachteln genäht, seitdem aber nichts mehr dergleichen gemacht. Mir ist nie wieder eine ähnliche Anleitung in die Hände gekommen, aber sie ist so toll, dass ich sie euch jetzt so vorstellen möchte.

Man braucht:
  • 2 Sorten Pappe/ Karton, eins etwas dicker, eins dünner. Die Stärke ist sehr abhängig davon wie groß die Schachtel werden soll. Da muss man experimentieren. Ich arbeite gern mit 2 mm dicker Pappe. In Ermangelung dessen und weil es nur so eine kleine Kiste ist, benutze ich hier dünne, aber stabile Wellpappe und dicken Fotokarton.
  • Schere, Cuttermesser, guter Leim, Lineal, Winkeldreieck, Stift
  • feine Nadel und Rundnadel
  • Stoffreste
  • farblich passendes Garn

1. Vorarbeiten

Als erstes macht ihr eine Skizze mit den Maßen, die die Schachtel haben soll. Ich habe mich an der Größe der Teebeutelchen orientiert, die ich hier zu Hause habe. Meine Schachtel wird 14 x 7,5 x 7 cm groß.

2. Zuschnitt

Für eine einfache Schachtel mit Klappdeckel brauchen wir 12 Teile: Deckel und Boden, Seitenteile sowie Rück- und Vorderteil, jeweils sowohl aus Pappe und Karton zugeschnitten. Solltet ihr euch für eine andere Form oder Deckelvariante entscheiden, verändert sich hier die Anzahl der Teile natürlich. Auch die Teeschachtel weist hier eine Besonderheit auf, darauf gehe ich aber später ein.


Schneidet die Teile aus dem dicken Karton so aus, wie eure Skizze das von den Maßen her vorschreibt. Auf rechte Winkel achten! Die Teile aus Karton, die später das Innenleben darstellen werden, müssen etwas kleiner sein. An jeder Kante sind das etwa 1,5 bis 2 mm weniger. Das ist alles sehr abhängig von der Art des Stoffes und der Dicke der Pappe, da muss man ausprobieren. Ich beschrifte meine Pappen immer mit den Maßen, damit man später genau weiß was wohin gehört.


Dann wird der Stoff zugeschnitten. Ich habe mich hier für einen Baumwollstoff (Futterstoff der Grinsekatzentasche) und einen Rest rote Dupionseide (von der Koitasche für meine Schwester) entschieden. Der Teetassenstoff ist ein Alltime-Favorit und passt herrlich zum Projekt, die Seide passt gut zum Außenstoff und rot Gefüttertes sieht immer so edel aus, finde ich.

Man schneidet für jedes einzelne Pappteil den Stoff mit etwa 15 bis 20 mm Nahtzugabe zu. Eventuelle Lauf- und Musterrichtung des Stoffes beachten!


3. Pappen beziehen

Jetzt nehmen wir uns den Pappen-Stoff-Stapel Teil für Teil vor.
Die Kanten der dickeren Pappen werden etwa mit einem Scherengriff flachgedrückt. Das sieht nachher schicker aus beim Zusammensetzen.


Die Pappe wird auf das zugehörige Stoffteil aufgelegt. Betupft die Ecken mit etwas Leim und legt den Stoff um die Ecke, erst zwei gegenüberliegende Seiten, dann die anderen beiden. Antrocknen lassen. 


Dann werden die Seiten mit Leim bestrichen, der Stoff umgelegt und festgedrückt. Auch hier wieder erst zwei gegenüberliegende Seiten kleben, dann die anderen beiden. Bei der jeweils zweiten Seite den Stoff vorsichtig straff ziehen, ohne dass sich der Karton biegt.


Nun habt ihr eine bezogene Pappe!


Wiederholt das mit allen Teilen. Jetzt habt ihr einen hübschen Stapel bezogener Pappen.


Achtet darauf, dass kein Leim auf die Vorderseite gerät! Heißkleber ist meiner Meinung nach hier nicht empfehlenswert, da er aufträgt. Vor allem bei den Außenteilen sollte der Leim mit einigem Abstand zur Kante aufgetragen werden, sonst gibt es nachher Probleme beim Zusammennähen.

Die Teeschachtel weist hier eine Besonderheit auf: Die Innenteile für Vorder- und Rückseite sind nicht durchgängig sondern bestehen aus jeweils 2 Teilen, weil ich eine Trennwand dazwischen schieben möchte. Die Größe der Außenpappe ist 14 x 7,5 cm, der Karton ist an jeder Kante 1,5 mm kleiner, also 13,7 x 7,2 cm. Dann ziehe ich von der Breite nochmal 3 mm ab (der Spalt für die Trennwand soll 3 mm breit sein) und teile den Karton dann in zwei gleich große Hälften: 6,7 x 7,2 cm. Wenn man aber eine ganz einfache Schachtel macht, kann man das hier überspringen.

Nun gehts ans Nähen.


Nehmt eine feine Nadel und wählt zum Stoff passendes Garn. Stecht von innen durch den Stoff in Richtung Ecke, damit man den Knoten nicht sieht. 


Dann wird die Ecke von der Spitze her mit kleinen Überwendlich- oder Matratzenstichen geschlossen. Der Matratzenstich ist sicherlich eleganter und weniger sichtbar, allerdings finde ich ihn hier nicht notwendig, denn wenn die Größe des Innenkartons richtig gewählt ist, verschwinden die meisten dieser Nähte nach dem Zusammennähen der Schachtel sowieso in den Ecken. Und wenn die Stiche klein sind und die Garnfarbe mit dem Stoff harmoniert, wird das auch so nicht weiter auffallen.


Zieht den Faden schön stramm.



Wiederholt das mit allen anderen Teilen.

4. Außen- und Innenteile zusammensetzen


Nehmt nun jeweils ein zusammengehörendes Paar aus Außenpappe und Innenkarton. Platziert den Innenkarton genau in der Mitte der Pappe. Die Kanten müssen alle gleich groß sein. Jetzt wird der Innenkarton mit kleinen Stichen festgenäht. Eine Rundnadel macht hier alles viel einfacher!


Auch hier die Fäden wieder vorsichtig straff ziehen, dann verschwindet er so gut wie vollständig!


Solltet ihr einen bestimmten Verschluss für die Schatel wollen, wie z.B. ein Satinband o.ä. könnt ihr das bei diesem Arbeitsschritt elegant zwischen den beiden Lagen befestigen. Ich habs leider vergessen und am Ende bekommt man das nicht mehr so schön sauber hin.

Für die Teebox müssen wir noch einen kleinen Zwischenschritt einlegen: der Spalt muss verkleidet werden.


Dafür ein kleines Restück Außenstoff in der Mitte der Pappe mit wenigen Stichen befestigen.


Dann beide Innenteile wie gewohnt annähen. Dabei auf einen gleichmäßigen Spalt achten!
Nun habt ihr alle Teile zusammen. 


5. Schachtel zusammennähen

Nehmt hier nun auf alle Fälle eine Rundnadel und doppelten Faden, das Ganze muss stabil werden.
Nehmt zwei Teile, haltet sie im rechten Winkel aneinander und näht sie mit kleinen Matratzenstichen zusammen. Faden straff ziehen! Stecht jeweils an der Außenkante des Kartons in den Stoff ein, damit sich die Teile schön zusammenziehen und sich kein Spalt bildet.



Beginnt am besten mit dem Boden und näht der Reihe nach alle Seitenteile daran fest, anschließend verbindet ihr dann die Seitenteile miteinander. 


Aber im Grunde ist die Reihenfolge egal. Am Ende jeder Naht den Faden gut sichern!
Zum Schluss wird der Deckel angenäht. Diesmal wird idealerweise vom Deckel der Stoff an der unteren Kante aufgefasst, damit sich der Deckel gut schließen lässt.


Für die Teeschachtel bleibt nun noch ein Schritt: die Trennwand.
Messt den Abstand zwischen beiden Seiten genau aus, hier kommt es auf den Millimeter an. Sie darf nicht zu schmal sein, sonst rutscht sie nachher aus dem Spalt, aber auch nicht zu breit, dann drückt es die Wände der Schachtel hässlich auseinander.


Schneidet das Teil aus der dickeren Pappe zu, probiert den Sitz und korrigiert eventuell die Größe. 


Achtet auch darauf, ob sich der Deckel gut schließen lässt!

Dann muss das Teil bezogen werden. Diesmal muss der Bezugsstoff doppelt so groß sein wie die Pappe. 2 Ecken und 3 Kanten werden in der bekannten Art und Weise geklebt. 


Die andere Seite des Stoffes wird umgeklappt, die Kanten eingeschlagen und mit kleinen Stichen befestigt.


Die Trennwand nun einschieben und FERTIG! :) Man könnte sie natürlich auch annähen, das erschien mir aber irgendwie komplizierter.





Und die Anleitung ist so herrlich variabel!
  • So ziemlich jede Größe und Form ist möglich, von winzigen Schmuckschachteln bis z.B. großen Boxen für die Briefsammlung. Und es muss ja auch kein Quader sein! Dazu gehört dann aber schon ein bisschen geometrische Vorstellungskraft.
  • Man kann einfache Klappdeckel machen oder Schachteln mit Hals und Stülpdeckel.
  • Bei der Auswahl der Bezugsstoffe sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt, aber sie sollten möglichst nicht dehnbar sein. Man kann darüber hinaus patchworken, quilten, sticken, stenciln, weben, applizieren, mit Perlen, Satinbändern, Kordeln oder Pailetten arbeiten, (besonders bei größeren Schachteln) das ganze mit Volumenvlies füttern und und und.
  • Auch vielfältige Verschlüsse sind möglich: Perlen, Knöpfe, Bänder, Gummis, Magnete, Klett...