Dienstag, 15. November 2011

Mutti und der doofe Neid


Hohoho. Ich und die Gurke sind mal wieder allein zu Haus.

Zeit sich zu viele Gedanken über Sinnlosigkeiten zu machen.

Was passiert mit einem, wenn man Mutter wird? Allzu mütterlich habe ich mich vorher nicht gefühlt, bin da nicht so der Typ für. Ich hab mich gefragt wie ich damit fertig werden würde keine Zeit mehr für mich selbst zu haben. Wo ich es doch geliebt habe, mich daheim einzuigeln und meinen Basteleien und Absurditäten nachzugehen, mit Kopfhörern durchs Wohnzimmer zu springen und seltsame Self-Fotoshootings zu absolvieren. Nun ja.

Mir ist klar, dass die ersten Wochen und Monate am schlimmsten sind. Danach werden die Kleinen doch zunehmend selbstständig. Der kleine Schwedenhappen akzeptiert es nun manchmal schon eine halbe Stunde auf dem Sofa zu liegen und sich mit sich selbst zu beschäftigen, aber den Grossteil des Tages muss ich ihn doch herumtragen. Das schränkt die eigenen Aktivitäten extrem ein. Und ich finde es immer wieder seltsam ihn auf dem Arm zu haben und zu stillen und gleichzeitig ein Buch zu lesen. Ich habe so das Gefühl, dass von einem erwartet wird sein Kind beim Stillen anzukucken. Ich traue mich nicht Musik zu hören, wenn ich mit ihm draussen unterwegs bin, obwohl er im Tuch eh die ganze Zeit schläft; man könnte mich ja für eine Rabenmutter halten. Und da mein Vater ja eh schon denkt, ich sei asozial...

Aber mal ehrlich. Ich bin 24 Stunden am Tag für den Froschbären da. Irgendwo hat Mutter-sein auch seine Grenzen. Und ich hab mich ja eigentlich auch nicht verändert durch ihn. Ich bin immer noch ich. Und auch wieder nicht. Zu meinen zig Persönlichkeiten ist noch eine dazu gekommen. Man braucht einfach ab und zu das Gefühl man selbst zu sein. Manche Tage sind schlimmer als andere, da bin ich kurz vorm Heulen. Ich hab weder Zeit noch Lust zu kochen, ich ess schon wieder viel zu viel ungesundes Zeugs. Meine Shoppingausflüge enden regelmässig mit stupiden Babyklamotten, weil ich es irgendwie seltsam fände von Herrn H.'s Geld Sachen für mich zu kaufen. (Was eigentlich auch wieder bescheuert ist, denn mein gesamtes Geld geht für unsere Wohnung, Telefon, Internet und Strom drauf. Und ich kümmere mch ja auch um „seinen“ Sohn. Eigentlich ist es also unser Geld. Trotzdem. Seltsames Gefühl. Ich krieg das nich in meine Birne.) Naja. Meine Schwester ist ja auch nicht dazu da mich rund um die Uhr zu bespassen. Im Fernsehen kommt nur Mist. Mein erster Versuch die Nähmaschine auszupacken (und Babyklamotten zu nähen... *grrr*), endete nach 20 Minuten mit einer Schreiorgie.

Meine Tage sind so schwammig. Mittwoch unterscheidet sich nicht von Sonntag, ausser dass da noch mehr Scheisse im Fernsehen kommt. 24 Stunden fliegen vorbei wie nichts, ohne dass irgendwas Bemerkenswertes passiert. Ich wollte nie so armselig sein und nur noch über den Nachwuchs labern – aber jetzt versteh ichs. Ausser der täglichen Windelüberflutung passiert ja nichts! Arme Eltern. Und Herr H. jammert rum, dass er alles geben würde, um jetzt bei uns zu sein. Sogar die Brüllattacken nachts vermisse er. Ha! Lügner!

Ich versuche nach vorn zu blicken. Diese Zeit wird vorbei gehen. Irgendwann werde ich wieder arbeiten gehen. Nähen. Irgendwann werden wir auch wieder die Möglichkeit haben wegzugehen. Mit oder ohne Kind. Ich sollte das hier geniessen, ich weiss. Diese Zeit geht so schnell vorbei. Das Schnittchen ist schon 60cm gross! Und in 7 Wochen 1,5kg schwerer geworden. Er liebt es halbaufrecht gegen Kissen oder mich gelehnt zu sitzen und alles zu beobachten. Und auch baden macht nun Spass, besonders zusammen mit uns in der grossen Wanne. Wenn er den ganzen Tag weint und nur auf meinen Arm will, fühle ich mich gleichzeitig stolz und am Ende meiner Kräfte. Da erwacht nicht nur einmal die Aggression. Manchmal ist es besser das Kind ne halbe Stunde im Schlafzimmer schreien zu lassen, bis man sich wieder beruhigt und unter Kontrolle hat. Ich bin ausgeglichener und geduldiger, wenn mein Mann hier ist. Aber das ist ja leider nur die Hälfte der Zeit der Fall

Eine der besten Freundinnen meines Zukünftigen ist nun endlich schwanger geworden, nachdem sie sich jahrelang sehnlichst ein Kind gewünscht und es nie geklappt hat. Ich freue mich sehr für sie, sie ist wirklich nett, auch wenn ich sie nur einmal getroffen habe. Gleichzeitig weiss ich nicht, warum ich ein bisschen eifersüchtig bin. Als Schwangere fühlt man sich als etwas Besonderes. Hinterher geht einem aber auf, dass nicht man selbst das Besondere ist, sondern nur das Kleine in einem drin. Deswegen sind Leute auf einmal so nett zu einem. Als frisch gebackene Mutter ist man nur noch müde, genervt und stinkt vor sich hin, weil man seit 2 Tagen keine Zeit für ne Dusche hatte. Dieser Zauber der Schwangerschaft hat sich restlos verflüchtigt. Ja, vielleicht bin ich deshalb etwas neidisch.

Trotzdem. Ich hoffe, dass alles gut läuft bei den beiden und sie keine Komplikationen hat. Sie hat so lange darauf gewartet.


1 Kommentar:

  1. my dear,
    insofern du nicht versuchst den Kleinen zu lesen und das Buch zu stillen ist alles im grünen Bereich... ;-)

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