Mittwoch, 28. November 2012

Schwenska Teil 2

Eigentlich hab ich gerade genug anderes zu tun, die Katzen sind heute total geisteskrank und die Gurke wacht ständig auf, aber das hier ist so gut, *muahahaha* das MUSS ich einfach loswerden. Dieser Schwedisch-Kurs wird noch sehr interessant werden.

Ich habe den Raum - 416B - ohne Probleme gefunden, war aber 10 Minuten zu früh. Draußen warteten schon andere Schüler. Der Raum selber hat Glastüren, drinnen war alles leer und dunkel.
Ich nahm also im Flur auf einer Bank Platz. Ich bin keine von denen, die dann wild die anderen Wartenden anlabert, noch nicht mal in meinem Heimatland. Ich hab ein bisschen gesimst etc. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie jemand flinken Fußes in einen geschlossenen Unterrichtsraum - 416 - stürmte, dort alles aufscheuchte, wild gestikulierend begriff, dass 416 und 416B nicht unbedingt dasselbe sind und sich fröhlich entschuldigend wieder verabschiedete. Dann wandte er sich 416B zu - wie gesagt; Glastüren, leer und dunkel - , riss an der Tür, lachte wieder lauthals auf ließ dann einige neckische Kommentare in Richtung Wartebank los. Super. Mr Retard war offensichtlich in meinem Kurs.

Mir war auch klar, dass sich der besagte Herr mit Sicherheit den Platz neben mir aussuchen würde. Wir werden aber ab morgen in anderen Räumen unterrichtet, da versuch ich das zu vermeiden.

Unsere Lehrerin für heute kam also und ich finds ja so süß: Mona Jonsson Molnar, das Wolkenfräulein! ^^ (moln = Wolke) Wir haben abwechselnd bei ihr und einer gewissen Helena. Tja, dann gings natürlich ganz typisch los; ich heiße soundso wie heißt du. Wir haben alle ein unterschiedliches Wissenslevel, ich bin noch gespannt, wie das alles am Ende zusammenpassen soll. Ich hab auch die Namen noch nicht alle behalten, aber ich kann das Szenario ja mal kurz umreißen. Eine Frau aus Polen ist dabei, die kein einziges Wort Schwedisch spricht oder versteht und ich frag mich ernsthaft: bereitet man sich denn GAR NICHT auf einen Umzug in ein anderes Land vor?? Und sie ist auch nicht erst seit gestern hier. Bis man an dem Kurs teilnehmen darf, braucht man seine Personennummer und das dauert schon ne Weile. Außerdem verlässt man doch auch seine vier Wände, geht einkaufen, versucht irgendwie ein paar Vokabeln aufzuschnappen oder so. Nee, die Dame hat sich da anscheinend konsequent dran vorbeimanövriert, und Englisch spricht sie auch nicht. Die Unterrichtssprache ist Schwedisch, aber speziell am Anfang geht es ja darum erst mal IRGENDWAS zu verstehen, da hat sich Mona auch mal mit Englisch beholfen. 

Ein junger Mann aus Portugal ist mit dabei, der hatte heute seine Freundin als Übersetzerin mit, wie unfair. Wobei ich da noch nicht ganz dahintersteige. Sie spricht, soweit ich das beurteilen kann, gut Schwedisch, aber auch seine Muttersprache. Sie sieht irgendwie südländisch aus. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie hier wohnt. In Schweden gibt es überall so eine bestimmte Türöffnungstechnik. Zusätzlich zur Klinke obendrüber noch einen kleinen Hebel, und man muss beide zusammen betätigen, damit die Tür aufgeht. Sie hatte damit echt Probleme. Aber wenn sie nicht hier wohnt, sonst würde sie dieses System ja kennen, woher kann sie dann so gut Schwedisch? Ist in Südeuropa Schwedisch eine Fremdsprache erster Wahl? Er kann jedenfalls Englisch, bin nur mal gespannt, ob seine Privatdolmetscherin jedesmal mitkommt. :D

Ein anderer junger Mann kommt aus Kalifornien. Seine Frau ist Schwedin. Frag mich ernsthaft, wieso man aus Kalifornien nach Schweden zieht. Wenn man aus Deutschland kommt, ist das kein großer Unterschied (wenn man nicht gerade von Süddeutschland nach Nordschweden zieht), aber für den Kalifornier muss das doch ein riesen Kälte- und Lichtdefizitschock sein.

Am Anfang war noch ein anderer Herr dabei. ich bin aber ganz froh, dass er in nen anderen Kurs wechselt. Er arbeitet wohl Vollzeit und die Unterrichtszeiten für diesen Kurs sind für ihn nicht einhaltbar. Ich hatte die Befürchtung er sei Deutscher, was man an seinem GRAUENHAFTEN Akzent hörte. Müsste ich das 4 Mal die Woche ertragen, ich würde mich wohl im Laufe der Zeit selbst verdauen aus lauter Scham. So ein richtig schöner, deutscher, brutaler Akzent, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Gespür für Satzmelodie und Wortklang, einfach drübergeklascht über die Sprache der Wahl. Das ist es doch, woran die Menschen in aller Welt denken, wenn sie DEUTSCH hören. Deswegen möchte ich andere nach Möglichkeit nicht wissen lassen woher ich komme. Ich fühle mich ganz wohl in meiner momentanen Zwischen-allen-Stühlen-Identität. Ich möchte wirklich nicht in die Lederhosen-Bratwurst-Sauerkraut-grausliger-Akzent-Schublade gestopft werden. (Obwohl Sauerkraut ja wirklich lecker ist. :D )

Und dann - mein Freund. (Muahaha, ich muss schon wieder lachen.) Aus Palästina. Wenn ich das richtig verstanden hab, ist er schon länger hier. Er kann ganz gut sprechen, nicht akzentfrei, aber er kann sich ohne Probleme verständigen. Ich versteh nicht ganz, warum er diesen Kurs besucht. Vielleicht weil er nicht so gut schreibt oder so, keine Ahnung. Er ist jedenfalls der mit dem höchsten Sprachniveau. Und das muss er permanent alle wissen lassen, er kommentiert fröhlich jedes Wort von Wolkenmona, lässt uns überdeutlich wissen, dass er versteht, nickt und gluckert neben mir in einem Fort. Ich hasse sowas. Wir hatten nach 5 Minuten begriffen, dass er Schwedisch spricht und wir sind nicht dämlich. Ständiges Kommentieren nervt mich.
Wir bekamen die ersten kopierten Blätterstapel und fingen mit dem Standardkram an; Namen, Wohnort, Sprachen, Länder usw. Auf einer Seite standen z.B. jede Menge Ländernamen, die wir im Chor aussprechen sollten. Herr Arabiska regte sich doch tatsächlich empört darüber auf, dass Palästina nicht mit auf der Liste stehe, wohl aber der Sudan und der Libanon. Wenn mich nicht alles täuscht, benutzte er sogar das Wort rassistisch. Wolkenmona kuckte ganz perplex, das war überaus absurd. Oh, das werden wunderbare Wochen. :D

Mona ist übrigens gar keine Schwedin, sondern Finnlandschwedin. Und sie scheint sehr nett zu sein. Ich bin übrigens heilfroh, dass ich kein Finnisch lernen muss, DAS wär ja ne Katastrophe.

Ich bin im C-Kurs, Level 3. Das heißt wir haben alle eine Schulbildung von mindestens 10 Jahren und können selbstständig arbeiten. Level 1 wäre für Analphabeten, die nie oder nur kurz in der Schule waren. Ich bin mal gespannt, was da noch so kommt. Für den C-Kurs sind 30 Wochen veranschlagt, hinterher kann man noch D machen, nochmal 20 Wochen. Ich versteh das Infoblatt noch nicht 100%ig, gibts natürlich mal wieder nicht in Deutsch, aber Gott sei Dank in arabiska. Sonst würde sich ja wieder jemand über Rassismus beschweren.

P.S.: Goldkind, deine Vorschläge für die seltsamen Flohmarktgeräte fand ich süß. ^^ Ratternde Ruby hat aber im Großen und Ganzen recht. Die martialisch wirkende Zange ist ein Zuckergreifer! Brauchen wir nicht, aber es ist so großartig. :D Herr H. (mit weit aufgerissenen Augen): "Ich hab keine Ahnung was das ist, aber wir nehmen es mit!" Das andere ist tatsächlich ein Meatballmaker. Herr H. hat aber nur verächtlich geschnauft, richtige Köttbullar rollt man in seiner Welt per Hand. Auf den Seifenseiten werden die Dinger zu gesalzenen Preisen angeboten, in der Tat um damit Badebomben zu fertigen. Ich denke ich bleibe bei der 'traditionellen' Köttbullarherstellung und versuche damit demnächst mal Blubberkugeln in Form zu bringen ;)

Talar du svenska?

Ich mach mich gerade fertig, denn gleich gehts los in die Stadt, halb 1 beginnt meine erste Schwedisch-Stunde. :)


Heureka,swedish for runaways!

Montag, 26. November 2012

Ein bisschen wie Weihnachten

In den letzten Wochen waren wir viel in Second Hand-Läden unterwegs. Mal allein, während der Mini im Kindergarten war, mal mit ihm. Am Samstag hat er so lange im Wagen geschlafen, dass wir uns zum ersten Mal wirklich in Ruhe umkucken konnten, ganz ohne Quengeln und Strampeln. Luxus! Klar, für ihn ist das sicher langweilig, aber auch Mama und Papa brauchen ab und an mal was Schönes. 

Dieser Post ist überfällig. Deswegen gibts jetzt auch ne Bilderflut. :)

Wie gesagt, am Samstag gabs nen großen Ausflug nach Hisingen. Da das nicht gerade um die Ecke ist, kommen wir da nicht so oft hin, aber wenn dann richtig. Deswegen haben wir gleich 2 Läden unsicher gemacht,



mit nem guten Freund nen Kaffee getrunken 


und am Ende noch nen Burger verputzt. Ein äußerst erfolgreicher Tag. :)

Gestern entschlossen wir uns trotz strömenden Regens mal schnell zu einem Laden ganz in der Nähe zu fahren, den wir bislang noch nicht getestet hatten. Das Wetter war wirklich saumäßig und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich der Weg gelohnt hat. Herr H. ist gerade noch mal losgefahren; es gab dort ein altes Radio, dass er gestern bei dem Regen nicht mitnehmen wollte, aber es hat ihn nicht losgelassen.

Hier nun unsere Ausbeute.

Erst mal viel Küchenkram. Unsere Gläsersammlung für die Hochzeitsfeier wurde aufgestockt.


Süßes Plastikgeschirr für den Mini.


19 Tartelettförmchen und 2 andere Werkzeuge. Wer errät, was das ist? :D


Herr H. besaß in seiner Kindheit eine Katze-und-Hund-Tasse. Als er seine letzte Wohnung eine zeitlang untervermietete, brach der Mieter leider den Henkel ab. Am Samstag bin ich über eine richtig gut erhaltene Version dieser Tasse gestolpert! Die Farben sind noch viel besser als bei seiner alten Tasse.


Sowas nennt man mal Glück. :)
Letztens haben wir eine hölzerne Salatschüssel gefunden. Ich find solche Schüsseln so toll, aber als Neuversion sind die mir viel zu teuer.


Eine Dalapferd-Kuchenform, schwedischer gehts nicht. :D


Und der Schokokuchen hat sichtlich geschmeckt. ;)


Herr H. hat einen tragbaren Plattenspieler gefunden, leider funktioniert er nicht mehr, wie wir zu Hause feststellen mussten, und er weiß noch nicht, ob er ihn reparieren kann.




Gestern gabs 4 alte Gameboyspiele für lau und eine alte Praktika. ("Schatz, aus deinem Heimatland!")


Ich hab aber auch einige tolle Stücke gefunden.
Eine große Leinentischdecke für unser Hochzeitsbuffet.



Eine riesige, gewebte Decke. Die wurde in Indien gefertigt und von INDISKA vertrieben. Ich hab gestern mal kurz gekuckt, Decken in vergleichbarer Größe kosten dort mindestens 800 SEK/ 92€, ich hab die hier für 33 SEK/ 3,80€ bekommen. :) Weiß noch nicht, wofür die zum Einsatz kommen wird, als Überwurf, Stofflieferant oder Rückseite für nen Quilt?



Einen Cheshire-Cat-Fotohalter und eine hübsche runde Dose, vielleicht als Verpackung für Seife, die ich Weihnachten verschenken will.


Oh, und endlich ein Regal für meinen Nagellack! Muss noch lackiert werden und braucht einen neuen Papierbezug, aber die Größe passt super. Hier sieht man auch den knuffigen kleinen Tannenbaum für mein Nähzimmer. :)


Ein paar Bilderrahmen für die Bilderwand in der Küche. Ich liebe dieses schnörkelige Design.


Eine kleine Tüte Ohrringe für 0,60€. Bin mir nicht sicher, ob alle wirklich nickelfrei sind, aber die Fliegenpilze teste ich gerade und bis jetzt juckt nichts.


Oh, und die Klamotten! Ich hatte bis jetzt keinen guten Wintermantel und mit graute etwas davor einen zu nähen. Mäntel nähen ist furchtbar. Im Kopf schwebte mir immer ein schöner schwarzer Dufflecoat rum - bis ich diesen hier sah. Liebe auf den ersten Blick. Schön schlicht, tolle Kapuze und die richtige Größe. Perfekt.

 

Ein grau-lila-gestreiftes, ganz leichtes Top und ein tolles Hängerkleidchen.



Und wie kann ich meinen Laptoptisch vergessen? Nicht ganz die richtige Höhe und ich bastel noch daran rum, weil ich ihn irgendwie an der Wand befestigen muss, aber das Design ist toll.


Und das alles ist Kram, den wir (bis auf wenige Ausnahmen) eigentlich nicht brauchen. Heureka! :D

Donnerstag, 22. November 2012

new signs and sounds #5



*schauder* :)

Und falls es in Deutschland nicht funktionieren sollte:

http://www.tape.tv/vid/161611

"Schatz, es ist nicht so wie du denkst!"

Ich sags ganz offen: ich gehe fremd. Seit heute Morgen gibt es einen anderen Schweden in meinem Leben, oder besser gesagt eine Schwedin. Sie ist so wunderschön, ich kann mich gar nicht satt sehen an ihr. Sie ist unkompliziert und unzickig. Ich bin total verliebt.

Als Herr H. letztens den Rest seiner irgendwann mal abgestellten Sachen aus dem Keller seiner Eltern geholt hat, fragte mich seine Mutter, ob ich die alte Nähmaschine haben wolle, die früher seiner Oma gehörte. Klar, Nähmaschinen kann man ja nie genug haben. :) Nun hab ich sie endlich hier. Wollte sie schon letzte Woche ausprobieren, aber beim Bedienen des Nähfußes tat sich nichts. Heute Morgen, dank der wunderbaren technischen Fähigkeiten meines Mannes, stellte sich heraus, dass nur das Kabel angebrochen war. Das war schnell behoben und ich konnte mit dem Testlauf beginnen.

Ich will nie wieder ne andere.


Bei genauerem Betrachten stellte sich heraus, dass es eine Husqvarna ist, eine richtig gute Marke. Sie hat zwar nur Gerad- und Zickzackstich, aber sie läuft, als wäre sie gestern erst vom Band gelaufen, dabei ist sie irgendwas zwischen 33 bis 46 Jahre alt. Sie schnurrt wie ein Kätzchen, nichts wackelt, nichts klappert - es ist ein Traum.




Noch steht sie auf dem Küchentisch, aber ich mache nachher kurzen Prozess und schmeiße mein altes Scheißteil raus. Dieses Baby geb ich nicht mehr her.

Die ersten Tests am Wichtelgeschenk hat sie schon bestanden. Noch müssen wir uns ein bisschen aneinander gewöhnen, aber das wird schon. :)

Mittwoch, 21. November 2012

80er reloaded

Anfang des Jahres war eine Freundin bei mir zu Besuch, die eine richtig tolle Hüfttasche hatte. Total praktisch auf Reisen und mit Kind, denn viele meiner normalen Klamotten haben keine Taschen. Nun hab ich mich endlich mal aufgerafft so eine ähnliche Tasche zu nähen, den Schnitt hab ich damals grob skizziert.

Ich hab verschiedene Stoffreste rausgekramt, 3 unterschiedliche Reißverschlüsse, Reste von Paspeln und Schrägband. Ein großes Resteessenfestival!

Die Tasche ist seit etwa einer Woche fertig und genauso lang warte ich schon auf verwertbares Tageslicht, um anständige Fotos machen zu können. Da hält Göteborg aber, wie ich gestern schon geschrieben hab, vehement dagegen. Heute habe ich die offensichtliche Geheimwaffe der Schweden kennengelernt: 1000Watt-Tageslicht-Glühbirnen! Die machen so hell, da kann man gar nicht hinkucken. Das Beste gegen den Winterblues. Hier also endlich Fotos.



Der tolle Schmetterlingsstoff wird als Bordüre an meinen Alice-Quilt kommen. Wie lange hab ich nach nem passenden Stoff dafür gesucht... Ich liebe ihn! Der Sternchenstoff war mal ne Bluse und hat größtenteils schon auf meinem Stuhl Verwendung gefunden.


RV zur Haupttasche. Ich muss sagen, dass ich damit nicht recht zufrieden bin. Dadurch, dass der RV so hoch sitzt, hat man relativ schlecht Zugriff darauf und in die Tasche. Sollte man aber, da man hier das meiste verstauen könnte. Das muss ich nochmal überdenken.



Auf die aufgesetzte Tasche vorn bin ich recht stolz. Das war ne ziemliche Fummelei. Innen ist sie ordentlich gefüttert und mit Schrägband eingefasst. Ich denke diese Art Tasche funktioniert aber nur mit einem leichtgängigen RV, ich bevorzuge die breiten Plastikdinger. Das sind leider immer die teuersten.


Unten ein Stück Alice-Stoff, den ich mir letztens unbedingt bestellen musste.

Ich bin noch nicht zufrieden mit dem Gurt. Das sieht komisch aus. Es ist wohl besser alles aus einem Stück zu machen. Und dass die Tasche in der Rundung Falten schlägt, macht mich auch nicht glücklich. Das schreit nach einer zweiten Version. Aber toll ist die Tasche allemal. Praktisch, aber trotzdem ein stylischer Hinkucker. Und hat so gar nichts gemein mit dem Bild, das sich einem im Kopf aufbaut, wenn man 'Hüfttasche' sagt. Ich denke da eher an etwas Grausliges aus neonfarbenem Plastikgewebe aus den 80ern. GAAH.

Dienstag, 20. November 2012

Gothenburgish. It's all you need to say.

Aus Mangel an treffenden Worten kommt man ja ab und zu in die Verlegenheit neue zu erfinden. 'Gothenburgish' wurde, wenn ich mich recht errinere, am 3. Tag nach Einzug erfunden. Am 5. Tag lernte ich, dass man in Gegenwart Göteborgs nicht sagen sollte: "Oh, das war aber ein toller Tag heute! Es hat ja gar nicht geregnet!" Das sorgt dafür, dass Göteborg bockig wird und das Versäumte nachholt. Es war Juli, fing aber jeden Abend um exakt die gleiche Zeit an zu regnen. So stellt man sich doch den Sommer vor. Okay, in Deutschland hat es dieses Jahr auch viel geregnet, aber im Gegensatz zu hier war das nichts. Göteborg ist die Stadt mit dem zweitmeisten Niederschlag in Schweden. Und 'gothenburgish' fasst das ganze Grauen in einem Wort zusammen: sintflutartiger, scheinbar nie endender Regen, peitschender Wind, ein grauer Himmel, der einem aufs Gemüt drückt und dann und wann Überraschungshagel bzw. Schnee. Mal sehen inwieweit sich die Definition im Winter noch ausdehnt.

Hinzu kommt, dass es sich jetzt nachmittags um 3 schon anfühlt wie um 7. Man kommt mit seiner inneren Uhr völlig durcheinander. Kaum hab ich den Mini vom Kindergarten abgeholt, denke ich automatisch schon übers Abendessen nach, weil man den Eindruck hat es sei bald Schlafenszeit. 

Gestern haben wir Herrn H. mal wieder auf Arbeit besucht. Das hier war um halb 5... Und da sah es schon ne ganze Weile so aus. Deprimierend.



Immerhin gabs vorher noch ein bisschen Licht zum Fotografieren. Meine Männer haben die schönsten blauen Augen der Welt. :)



P.S.: Dank der lieben Miya komm ich zu überhaupt nichts mehr, da ich den ganzen Tag Kitten TV kucken muss. o.O Die Mama heißt Rosemary, die Kitten sind Pepper (schwarz-weiß), Basil + Mace (orange) und Sage (hellbraun). Die sind so goldig. Ich will auch. ^^




Als ich meinem Mann davon erzählte, hat mein grandioses Englisch mal wieder für maximale Erheiterung gesorgt. Die Mamamieze ist ein Streuner, auf englisch stray. Mein großartiges Hirn hat beides zusammengeschmissen und heraus kam strainer (Sieb)... Muahaha, was ein Spaß. Herr H. hat selten so gelacht. Dafür haben seine Schuhe aber ne Seele. Er kuckte mich immer komisch an, wenn ich die Schuhsohle als sole bezeichnete. Klar, wenn man immer nur soul versteht... Trilingual fun! Hurrah! :D (Was er auch immer ziemlich lustig findet, denn das schwedische hora, 'hura' ausgesprochen, bedeutet Hure.)

Montag, 19. November 2012

Winterlichterland


So richtig gemütlich wird es hier einfach nicht. Wir schlafen immernoch zwischen Bücherkisten und Klamottenchaos, in meinem Nähzimmer komm ich nicht voran, weil es einfach wichtigeres gibt, im Wohnzimmer fehlt die Bücherwand zum "Eingerichtet"-sein. Es gibt keinen Stellplatz für Deko oder Kleinkram und die Couch ist immer noch hässlich grün. Da hat es mich letzens gepackt. Hier in Schweden sieht man im Winter in den meisten Fenstern beleuchtete Papiersterne. Die kann man in jedem Laden kaufen. Ich find das soo toll und hab mir auch ein paar zugelegt. Das macht es schon mal ein bisschen kuschliger hier.

In meinem Zimmer hängt nun - natürlich - ein schwarzer Stern, was man hier aber gar nicht recht erkennt.

 
Fürs Kinderzimmer wollte Herr H. gern einen orangefabenen Stern. So einen hatte er früher in seinem Kinderzimmer und hat da ganz sehnsüchtige Erinnerungen dran. Ich hab in der Mall alle Läden abgeklappert und es gibt so ziemlich alles: weiß, rot, lila, grün, silber, gold, schwarz. Aber orangefarbene sind wohl zu sehr 70er. Also haben wir erst mal einen weißen gekauft. Den kann man ja auch noch anmalen.


Die Küche hat eine Sternenlichterkette bekommen, Metallsternchen mit LEDs. Eigentlich batteriebetrieben und für den Weihnachtsbaum, aber Männchen kann ja gut mit Elektrokram, der hat mir mal schnell einen Stecker drangebastelt. :)  Den schmiedeeisernen Hänger in der Mitte haben wir letztens im Trödelladen für nen Appel und n Ei erstanden. Die Kiste mit den Kerzen hab ich leider noch nicht gefunden. Die Metallringe können je nach Jahreszeit unterschiedlich dekoriert werden und in der Adventszeit wird er uns als kinder- und katzensicherer "Kranz" bzw.Adventskerzenhalter dienen.


Im Wohnzimmer hängt der teuerste Stern von allen, den gabs im INDISKA (O-Ton Herr H.: "Der Laden für alte Muttis." Okay, die Klamotten sind nicht alle sensationell, da sind schon auch mal seltsame Mutti-Strickjacken und sackartige Oberteile dabei, aber der Einrichtungskram ist traumhaft. Das Geschirr, die Lampen und Leuchter... *sabber* ). Der Stern hat nette Gesellschaft bekommen, nämlich meine gesammelten Hängelampen. Der kleine, orangefarbene Stern ist viele Jahre alt, die anderen Lampen hab ich nach und nach im XENOS erstanden.



Und im Schlafzimmer macht sich der Stern (diesmal stehend) sogar nützlich: Da wirkt das Kistenchaos gleich weniger nervig.



Schonmal besser als nichts. Hoffentlich schaff ich es wenigstens ein bisschen für Weihnachten zu schmücken.