Samstag, 13. August 2011

Rezension


Ich bin jetzt durch mit den ersten 3 Büchern.

Ich bin froh, dass ich Karen Duves Buch gekauft hab, obwohl es noch nicht als Taschenbuch erschienen ist und somit für meine Verhältnisse recht teuer war. (Bei mir macht es kaum Sinn hochwertiger verarbeitete Bücher zu kaufen; die kriegen immer Flecken ab oder landen in der Badewanne.) Sie hat sich am Anfang dieselbe Frage gestellt wie ich und es war sehr interessant ihren Weg im Denken und in der Recherche zu verfolgen.

Auch die anderen beiden von Thilo Bode waren sehr aufschlussreich. Manche Fakten aus "Die Essensfälscher" waren mir schon bekannt, aber mir ist nun noch bewusster geworden wie schwierig es ist in dem ganzen Angebots- und Missinformationschaos eine kompetente Entscheidung zu treffen. Und alles richtig machen kann man am Ende nicht. Man muss für sich entscheiden, was einem bei der Ernährung wichtig ist. Gesunde Vollwertkost? Nachhaltige Anbaumethoden? Boykott der Tierquälerei? Emissionsarme Produktion?

Als erste Konsequenz habe ich für mich selbst entschieden von nun an soweit es geht Bioprodukte zu kaufen. Die sind schadstoffärmer als konventionell hergestellte. Immerhin. Ich habe hier um die Ecke zwar keinen Bioladen, dafür muss ich immer in die Stadt, aber auch im Edeka gibt es mittlerweile eine Grundauswahl an Bioprodukten. Zu achten ist auf das staatliche Bio-Siegel. Denn natürlich versuchen auch Anbieter, die nicht ökologisch produzieren, auf der Ökowelle mitzuschwimmen. So manche Verpackung erweckt den Anschein ökologisch produzierter Ware, obwohl das gar nicht der Fall ist. Das mag am Anfang etwas anstrengend sein, hat man aber erst mal den Durchblick im Angebotsdschungel, geht das einkaufen wieder so schnell wie früher.
Die Tierhaltung hat bei ökologische Erzeugung strengere Regeln, z.B. werden weniger Tiere pro m² gehalten und es darf kein genetisch verändertes oder schadstoffbelastetes Futter verwendet werden. Bei verarbeiteten Produkten sind nur etwa 50 Zusatzstoffe erlaubt, im Gegensatz zu rund 300 bei konventionell Erzeugtem.

Und das ist immernoch recht viel, finde ich. Deswegen achte ich nun verstärkt darauf, woraus verarbeitete Produkte bestehen. Ich möchte mehr selbst herstellen und kochen und weniger auf Fertigprodukte zurückgreifen, sei es nun TK-Fastfood oder Dressing. Durch die höheren Preise hab ich bei mir selbst festgestellt wie die Nahrungsmittel an Wert gewinnen. Ich sehe all das, was ich einkaufe, nun bewusster. Früher ist es schon mal vorgekommen, dass ich Essen weggeschmissen hab, weil ich einfach zu viel davon zu Hause hatte und es irgendwann schlecht wurde. Obwohl ich das damals schon scheiße fand, wenn es passiert ist, allein aus finanzieller Sicht. Ich möchte nicht mehr gedankenlos essen, sondern bewusst genießen. Denn egal wie verantwortungsvoll wir einkaufen: die massive Landwirtschaft schädigt die Umwelt. Als ersten Schritt möchte ich nun versuchen, es wenigstens nicht noch schlimmer zu machen als es sowieso schon ist. Bio-Landwirtschaft setzt auf Nachhaltigkeit. Ein erster Schritt in eine Richtung, über deren genaues Ziel ich mir allerdings noch viel mehr Gedanken machen muss.

Ich kann mir z.B. nicht vorstellen ausschließlich vegetarisch oder gar vegan zu leben. Ich liebe Gemüse und Obst, ich brauche nicht jeden Tag ein Schnitzel. Aber so ganz aus meinem Speiseplan möcht ich das nicht streichen.
Milchviehhaltung ist sehr rohstoffintensiv und produziert viel CO2 . Ich möchte nun versuchen solche tierischen Verarbeitungsprodukte weniger oft und bewusster zu nutzen. Es gibt außerdem verschiedene Theorien zu Milchprodukten, die besagen, dass zu viel Milch sowieso nicht gut für unseren Körper ist. Dass wir Laktose vertragen, ist relativ neu und der Großteil der Menschheit tut das immernoch nicht. So wichtig kann Milch also nicht sein, schließlich haben die anderen Völker deswegen keinen chronischen Kalziummangel.
Was bei alledem nur schwierig ist: ich bin nun nicht mehr alleine. Die Entscheidung, wie ich mich in Zukunft ernähre, kann nicht von mir allein getroffen werden. Und selbst wenn ich für mich entscheiden würde vegetarisch zu leben - Herr H. hat eine Unverträglichkeit gegenüber glutenhaltigen Getreiden, also Weizen, Dinkel, Hafer etc. Es gibt glutenhaltige Backwaren, Pasta u.ä., aber das hat natürlich auch alles seinen Preis und schmeckt teilweise garstig. Pasta ist okay, aber bei manchen Broten aus Reis- und Maismehl... Nun ja. Aber für ihn ist es schon manchmal besser etwas garstig schmeckendes zu essen als ganz auf Brot zu verzichten. Natürlich kommt man da wieder in Konflikt mit dem Anspruch auf zusatzfreie Lebensmittel. Gluten ist wichtig für das Gelingen eines Brotes, in glutenfreien Mehlmischungen muss das durch andere Chemikalien ersetzt werden, sonst könnte man nie damit backen.
Schon allein deshalb wird es für uns keine komplett fleischfreie Ernährung geben. Irgendwas muss der gute Mann ja essen. Und er isst auch viel mehr als ich, es ist teilweise recht arbeitsintensiv seinen Hunger zu stillen. ^^

Aber auch dieses Bio-Siegel ist nur ein erster Schritt. Die Regeln sind nicht ganz so streng wie bei anderen Siegeln, z.B. bei Demeter. Auch regt mich auf, dass es zwar Bio-Gemüse neben konventionellem gibt, dass dieses aber im Gegensatz zu dem anderen manchmal doppelt und dreifach in Plastik eingeschweißt ist. Die normalen Zucchini gibts im Edeka lose, die Bio-Zucchini in Plastikschalen. Dem würde man wahrscheinlich Abhilfe schaffen, wenn man alles wirklich im Biomarkt einkaufen würde. Aber wie gesagt, das ist für mich momentan ein etwas längerer Ausflug und ich bin froh, wenn ich den weitestgehend vermeiden kann. Mein Mann ist ja auch immer ne ganze Woche weg, sonst könnte er das eventuell noch erledigen. Oder man müsste das Essen für ne ganze Woche vorplanen und nen Sammeleinkauf machen, aber da tu ich mich schwer.

Eine andere Maßnahme ist es saisonale und regionale Produkte zu kaufen. Kein Erdbeeren im Winter usw. Obwohl ich bei der Sache mit der Regionalität ins Grübeln komme. Im ersten Moment mag das ja einleuchten, keine weiten Anfahrtswege z.B. Andererseits schreibt Thilo Bode aber auch, dass es teilweise ökologisch schädlicher ist einen heimischen Apfel zu kaufen, der in einem Gebiet angebaut wird, das für Apfelplantagen gar nicht geeignet ist und somit intensiv bewässert und gedüngt werden muss, als Äpfel von weiter weg, wo die Anbaubedingungen besser sind. Oder Äpfel von einem Bauernhof in der Nähe, der aber im Verhältnis gesehen bei der Auslieferung mehr Abgase produziert als eine riesige Schiffsladung Äpfel aus Übersee. Es ist schwierig bei all diesen Aspekten die richtige Entscheidung zu treffen. Ich werde mich weiter informieren.

Und noch etwas: da mache ich mir nun die Mühe und finde heraus, welche Produkte ich hier kaufe. Und im November? In Gera gibt es z.B. kein tegut und ich kann mich auch nicht erinnern, dass dort irgendein Bio-Laden existiert. Und nächstes Jahr dann Schweden! Da kann ich mich vom staatlichen Bio-Siegel gleich ganz verabschieden. Weiß der Geier was die da für ein System haben. Und am Anfang kann ich noch nicht mal nachlesen, weil mein Schwedisch noch so scheiße ist! Und mein Mann hat wohl weder Zeit noch Energie oder Lust diese Recherchearbeit für mich zu übernehmen. Wenn ich ihm das vormache, dann ist das schon okay, dann zieht er da mit. Aber sonst... *seufz*

Wie kompliziert kann richtige Ernährung eigentlich sein??


1 Kommentar:

  1. Ich finde es gut, dass du dich damit beschäftigst und kann gut verstehen, wie frustrierend das manchmal ist :( Man weiß manchmal nicht, was man eigentlich überhaupt noch essen kann/soll...

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