Letzte Woche war ich bei einer wirklich tollen Beratung rund ums
Tragetuch und andere Tragehilfen. Ja, ich oute mich hiermit als Hippie. ^^ Ich weiß gar nicht, wann ich das erste Mal von diesen Tragetüchern gehört hab, es ist jedenfalls schon einige Jahre her und ich fand das immer toll. Nun ist der kleine Wurm unterwegs und ich bin immernoch überzeugt davon. Seit der Beratung noch mehr.
Der Mensch (genauso wie Affen, Kängurus oder Koalas z.B.) gehören weder in die Kategorie Nesthocker (Kaninchen) oder Nestflüchter (Pferde), sondern stehen dazwischen, wir sind sogenannte Traglinge. Bis heute kann man das an verschiedenen körperlichen Gegebenheiten und Reflexen bei Babys erkennen. Sie wollen keinen Kinderwagen, kein eigenes Bettchen und dergleichen, sondern möglichst viel bei Mama oder Papa am Körper getragen werden. Stichwort außerdem: Familienbett.
Hilfe, es gibt so viel zu lesen, ich komm überhaupt nicht hinterher... Na jedenfalls haben wir uns lange Gedanken darüber gemacht, ob wir einen Kinderwagen brauchen. Haben uns letztendlich dafür entschieden, wir werden ja auch viel unterwegs sein, zu seinen Eltern und am Anfang zu meiner Verwandtschaft etc. Da hielten wir das für ne recht clevere Ersatzbettlösung. Nun bin ich drauf uns dran das Ding wieder zurück zu schicken. Die 230€ können wir anderweitig besser nutzen, glaube ich. Das Gespräch mit der Trageberaterin hat mir da doch einige Fragen beantwortet. Babys schlafen am besten am Körper und im Bett der Eltern. Und man braucht da auch kein eigenes Bett, wenn man sie doch mal ablegen will. Eine Decke auf dem Boden, die Couch u.ä. tuns auch.
Und überhaupt. Ich steh zu meiner Hippiedenkweise und lass mich da auch gern schief ankucken, juckt mich nicht. Gott sei Dank hab ich einen Mann gefunden, der diese Einstellung nicht strange findet. Es wird einem heutzutage von allen Seiten eingeredet, was man alles braucht, wenn so ein kleiner Erdenbewohner kommt. Und ich frag mich bei allem nur: braucht man den Scheiß wirklich? Ich komm mir zeitweise manchmal wie ne Rabenmutter vor, aber ich hab einfach was gegen Werbung und hirnloses Konsumieren. Gerade an dieser Stelle sind Menschen ja angreifbar. Jeder will nur das Beste für sein Baby, ist ja verständlich. Nur leider weiß das die Industrie zu gut und macht damit haufenweise Kohle. Dabei: hey, Kinderkriegen kann doch echt nicht so schwer sein! Das hat vor tausenden Jahren doch auch so geklappt, ohne den ganzen Mist aus den Babystores!
Ich hab die letzten Wochen damit zugebracht mir viele Erfahrungsberichte durchzulesen. Insgesamt hat es mich viel entspannter gemacht. Wir haben weder ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer (was'n Schwachsinn...), noch ne Wickelkommode, Kinderbett (na gut, Oma hat eins Second Hand besorgt für 10€, das kann man grad noch akzeptieren, wenn mans nicht braucht, ist es nicht schade ums Geld), Maxi Cosy, Spielsachen, Unmengen an Klamotten und ähnlichen Scheiß. Ich hab mich zu einigen Sachen informiert, die ich vielleicht benötigen werde, aber da ist dann immer noch Zeit, wenn der Kleine da ist und man merkt, dass mans wirklich braucht. Ich versuch mich zu entspannen. :)
Was mich halt wirklich wütend macht, ist wie leicht es sich mit den Gefühlen von Eltern spielen lässt. Ich hab ja schon mal von diesem anderen Kurs erzählt, über die Babyernährung. Es gibt doch tatsächlich ein Teegranulat für Babys, Sorte "Fenchel". Diese Granulate bestehen hauptsächlich aus Zucker und die Öle im Fenchel sind hochallergen, insofern nur bedingt für Babys geeignet. Auf der Verpackung steht jedoch "ab dem 1. Monat"! Das war der größte Hammer, der mir bis dato untergekommen ist. Ein voll gestilltes Baby (und das streb ich ja an), braucht überhaupt keine Zusatzflüssigkeit. Voll gestillt wird etwa bis zum 6. Monat. Wenn es dann anfängt Beikost zu essen, kann bei Bedarf Wasser angeboten werden. Babys brauchen keinen Tee, die brauchen keine Geschmacksstoffe im Trinken. Und wenn es denn unbedingt sein muss, gibt es Beuteltee. Teegranulat! *aufreg* Damit ruiniert man die Babyzähnchen schon bevor sie überhaupt da sind. Aber es steht halt drauf, dass es gut ist für Babys Verdauung und deswegen wird es gekauft und das macht mich irre. Von wegen "nur das Beste für Ihr Baby", ich könnt jedesmal kotzen, wenn mir diese Werbung unterkommt. Gah, genug damit.
Zurück zu meinem Hippie-Dasein. :)
Eine andere interessante Sache, die mir letztens untergekommen ist: das Großziehen von Kindern ohne Windeln. *kicher* Ich hör schon jetzt wie sich alle aufregen. ^^
In den meisten Völkern der Welt werden Babys nicht gewickelt, einfach weil es nicht die Möglichkeit gibt. Aber auch früher war das nicht nötig. Das wurde in unserer westlichen Welt nur irgendwann aus Bequemlichkeitsgründen vergessen, Windeln sind ja so praktisch. Wir hatten uns erst darauf geeinigt es mit Baumwollwindeln zu versuchen, allein des Müllbergs wegen. Nein, keine Moltontücher. Es gibt da mittlerweile wirklich tolle Windelsysteme. Aber letztens bin ich halt auf dieses
Windelfrei-Konzept gestoßen und es hört sich wirklich interessant an. Auch Babys äußern sich nämlich schon, wenn sie müssen, entgegen der landläufigen Meinung. Wenn man jedoch nicht versucht diese Signale zu verstehen, gewöhnt sich jedes Kind daran in die Windel zu machen und eben nichts mehr zu sagen. Wenn man versucht auf das Kind einzugehen und seine Signale zu verstehen, kann man ihm die Zeit ohne fettes Windelpaket am Hintern ermöglichen. Es muss nicht in seinen eigenen Ausscheidungen sitzen, man muss ihm die Windeln hinterher nicht mühsam wieder abgewöhnen, es gibt keinen Windelpopo und das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern soll auch enger werden. Ich werde berichten. :)
Das nächste Thema.
Den
Geburtsvorbereitungskurs werden wir am Wochenende als Kompaktkurs machen, anders ist das gar nicht möglich bei seinen Arbeitszeiten und er wollte unbedingt mitkommen. Ja ich weiß, es ist ziemlich spät. Ich hab noch keine Ahnung, wie genau ich mir die Geburt so vorzustellen habe. Es gibt ja ja verschiedene Möglichkeiten; Krankenhaus, Geburtshaus, Hausgeburt,
Beleghebamme. Damit hatte ich mich bis jetzt noch gar nicht beschäftigt. Letzte Woche wurde mir nun gesagt: "Oh, du hast noch keine Beleghebamme? Die wollen ne Anmeldung bis zur 20. Woche!" Na bravo. Anscheinend ist auch meine betreuende Hebamme beim Frauenarzt von einer "normalen" Krankenhausgeburt ausgegangen und hat mich darüber gar nicht informiert. Woher soll ich das aber alles wissen beim ersten Kind?? Ich hab jetzt ordentlich Panik. Hab gerade bei der ersten Hebammenpraxis angerufen, aber die sind natürlich schon ausgebucht bis November. Hab noch 2 andere Adressen, aber ich befürchte dort wird es mir genauso ergehen. Gerade wenn mein Mann nicht da sein sollte (was durchaus passieren kann, scheiß Schichtarbeit), ist eine Beleghebamme wohl sehr nützlich. Oh Mann, da müssen so viele Dinge im Voraus bedacht und organisiert werden, das wächst mir gerade alles über den Kopf.
Darüber hinaus lese ich gerade ein sehr interessantes Buch über "
Hypno-Birthing". Dass Geburten Schmerzen bereiten ist menschengemacht und entspricht (angeblich) nicht dem Weg, den die Natur vorgesehen hat. Wir sind dazu gemacht Kinder zu zeugen und zu bekommen und die Überzeugung, dass das alles unter Qualen abläuft, ist wohl relativ jung. Diese Theorie besagt, wenn man seinem Körper nicht vertraut, dass er den Job macht, für den er vorgesehen ist, wenn man verspannt ist und Angst hat, WIRD es weh tun, weil man sich innerlich völlig verkrampft und die für die Geburt notwendige Muskulatur blockiert. Also sollen bestimmte Atem- und Visualisierungstechniken erlernt werden, um sich auf Knopfdruck völlig zu entspannen. Soweit klingt das erst mal alles ganz logisch. Allerdings macht mir dieses Geburtschaos gerade Angst.

Außerdem wurde mir noch der Besuch einer
Stillgruppe und das Studium eines guten Stillbuchs ans Herz gelegt, auch schon vor der Geburt. Das bricht grad alles über mich herein, ich weiß gar nicht mehr wo mir der Kopf steht. Warum wird mir das nicht von meinem Arzt gesagt?? Bis jetzt hab ich mich dort eigentlich immer sehr gut aufgehoben gefühlt, das macht mich jetzt allerdings ein bisschen muffelig. Klar, beim nächsten Kind weiß ich das dann alles schon, das hilft mir jetzt aber wenig.
Morgen früh hab ich einen Termin bei pro familia, ich blick noch nicht so ganz durch bei dem ganzen
Papierkram, der jetzt zu erledigen ist. Und ich hab noch jede Menge ungeklärte Fragen, die sich größtenteils auf das Organisatorische zwischen Schweden und Deutschland beziehen. Z.B. weiß ich nicht wie man in unserem Fall die Vaterschaft eintragen lässt. Laut meiner Infomaterialien braucht man dafür Ausweis und Geburtsurkunde des Vaters. Lustigerweise gibts das in Schweden nicht (also ne Geburtsurkunde) und das scheint nicht das einzige Land zu sein. Ich bin mal gespannt, wie man das in so nem Fall löst. Ich fürchte nur, auf so spezielle Fragen werde ich morgen auch keine Antwort bekommen.
Jedenfalls hab ich zum Lesen und Informationen einholen diese Woche jede Menge Zeit. Gestern bin ich auf Arbeit fast umgekippt, irgendwie ist mein Kreislauf völlig abgeschmiert, und gerade krieg ich auch wieder ganz schlecht Luft und ich hab das Gefühl mein Herz rast. Bin diese Woche krank geschrieben. Keiner weiß, woran das liegen könnte. EKG war in Ordnung, Bluttest wurde heute gemacht, vielleicht kommt dabei ja was Verwertbares raus. Gott sei Dank scheints dem Kleinen gut zu gehen, der hopst unbeeindruckt in mir rum, die kleine Arschgurke. :)
Puh, all dieses Organisieren... das macht mir zur Zeit mehr Angst, als die Geburt an sich. Meine Stimmung schwankt mal wieder von Tag zu Tag. Manchmal fang ich ohne Grund an zu heulen. Manchmal freu ich mich total auf den Kleinen, manchmal bin ich voller Zweifel, ob ich das überhaupt alles schaffe. Mich machen ja momentan schon 2 Katzen völlig fertig. Manchmal stell ich mir ganz aufgekratzt vor, wie die Zeit zu dritt bzw. zu fünft dann sein wird, dann wieder bin ich völlig verzweifelt, weil wir es uns so früh schon so schwer machen. Was ist, wenn wir uns über dieser großen gemeinsamen Aufgabe als Menschen und Paar völlig aus den Augen verlieren? Jetzt, wo wir uns gerade gefunden haben? Das wäre weder ungewöhnlich, noch wären wir da die ersten. Ich versuche mich darauf vorzubereiten, dass ALLES ganz anders sein wird, aber wer kann sich das im Vorhinein schon wirklich vorstellen.
Jetzt sinds nur noch 8 Wochen und ich hab das Gefühl überhaupt nichts mehr im Griff zu haben und null vorbereitet zu sein.