
Kitsch, Kitsch, Kitsch.
Vor 2 Wochen bin ich sonntags 8 Stunden nach Kiel hochgefahren, da sich mein Mann dort berufsbedingt ab und zu ein paar Stunden aufhält und frei hat. 8 Stunden hoch, 6 Stunden zurück, für 4,5 Stunden mit dem Liebsten. Hat sich gelohnt :) Allerdings werden die Trennungen statt leichter immer schwerer. Mir war hundeelend, als ich wieder im Zug nach Hause sass. Dabei bin ich an Fernbeziehungen gewöhnt und konnte bis jetzt damit gut umgehen. Warum es jetzt immer unerträglicher wir, weiss ich nicht.
Ich bin leider auch sonst zur Zeit nicht ganz so gut drauf. Ziemlich weinerlich, pessimistisch - er nennt es nur "DEUTSCH!". Tut mir ja leid, daran wird sich wohl auch so im Allgemeinen nicht viel ändern. Ich bin zickig, obwohl es mir selbst auf die Nerven geht, sehe nur Probleme. Irgendwie überfordert mich die Situation gerade etwas. Gestern habe ich zum letzten Mal in der Disco (mein Wochenendjob) gearbeitet. Es war sehr seltsam. An diesem letzten Abend sass ich noch mal mit einigen sehr lieben Menschen, die ich dort kennen gelernt habe, zusammen und ich wusste: das ist das letzte Mal. Du wirst nie wieder hinter dieser Theke stehen. Du gehörst hier jetzt nicht mehr dazu. Ich habe nur ein gutes Jahr dort gearbeitet und natürlich hat es auch nicht immer nur Spass gemacht. Aber der gestrige Abend war ein spürbares Zeichen dafür, dass hier und jetzt ein Lebensabschnitt unwiderruflich endet. Und etwas völlig anderes beginnt. Das mir Angst macht. Auf meinem Heimweg fühlte ich mich sehr alt. Und isoliert. Ich sehe mich nicht in dieser Mutterrolle. Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen.
Herr H. tut sein Bestes um für mich da zu sein, was natürlich manchmal schwierig ist. Fürchterliche Arbeitszeiten und die räumliche Distanz zwischen uns. Meine schlimmen psychischen Durchhänger machen ihm merklich Angst, weil er irgendwann nicht mehr weiss wie er mir helfen soll. Ich finds ja selber schlimm ihn damit belasten zu müssen. Es kommt gerade so viel zusammen.
Eine Freundin hat mir den Link zu einem Blog geschickt von einer Frau, die ihre Schwangerschaft in tollen Fotos dokumentiert hat. Da war nichts Kitschiges dran, das war einfach nur wunderschön, auch ganz toll geschrieben. Das hat mich völlig entmutigt. Ich bin nicht so gefestigt, in meinem Kopf ist alles ganz durcheinander. Ich fürchte das war alles viel zu früh für uns. Aber so was darf man ja nicht sagen. Man muss ja jetzt nonstop glücklich sein, so ein Baby ist ja schliesslich das Tollste auf der Welt.
Ich fühle auch nichts weiter. Weder das Baby, das sich bewegt, noch fühle ich mich sonst irgendwie anders. Die psychische Instabilität hatte ich auch schon vorher und an Müdigkeit und Migräne mache ich ne Schwangerschaft auch nicht fest. Nun gut, mittlerweile kann man ein kleines Bäuchlein erahnen, aber meine Klamotten passen mir alle noch.
Ich mache mir viel zu viele Gedanken. So viele Dinge müssen geplant werden. Geburtsvorbereitungskurs, Urlaub, Umzug, diverse Besorgungen, Gedanken über alles was beruflich danach kommt... Und alles muss auch noch mit dem Schichtplan von Herrn H. abgestimmt werden. Und spätestens, als ich versuchte mir vorzustellen wie zur Hölle ich Weihnachten mit 2 Katzen, nem Kind und massig Gepäck im Zug zu meinen Eltern fahren soll, hab ich geistig kapituliert. Ich mach ja echt vieles mit, aber irgendwo gibts ne Grenze. Diese Gedankenachterbahn mündete schliesslich in eine Entscheidung, der ich mit sehr gemischten Gefühlen entgegensehe: Wir werden wohl für eine Zeit in die Stadt zurück ziehen, aus der ich komme. Graus. Ich war damals so froh, endlich ausgezogen zu sein, raus aus der Plattenbausiedlung, in der ich so lange gelebt habe. Nun sieht alles danach aus, dass ich wieder dorthin zurück ziehe, zurück in die Nähe meiner Familie. Mein kleiner Schwede wird dort eingehen! Im Vergleich zu Göteborg ist dieses Nest ja mal wirklich n Witz. Kann ich mir vorstellen wie er morgens um 9 bei Lidl an der Kasse steht und Windeln kauft? Nein, absolut nicht. Sehr strange, das alles. Aber leider die praktischste Lösung, die ich mir vorstellen kann. Aber auch nicht länger als ein Jahr. Wenn ich nach nem Jahr kein Erziehungsgeld mehr bekomme, muss ich ja wieder arbeiten gehen. Und in meinen alten Beruf gehe ich definitiv nicht mehr zurück, um Gottes Willen! Und ich will ja nach Schweden. Wirklich. Obwohl ich natürlich (typisch deutsch) auch ziemlichen Schiss habe. Alleine, mit meinen rudimentären Sprachkenntnissen... Auch mit 2 Schwedisch-Sprachkursen in der Woche dauert das halt alles seine Zeit. Und bis man eine Sprache wirklich flüssig spricht... Egal, ich jammer ja schon wieder. Gah! Jaja, ich sehe das alles viel zu verbissen. Sorry. Immerhin könnt ich schon nen Kaffee bestellen, wenn ich mir Mühe gebe und eine geduldige Bedienung erwische ;)
Morgen habe ich jedenfalls erst mal wieder nen Arzttermin. Ich weiss gar nicht, ob da schon wieder ein Ultraschall dran ist, vielleicht erfahren wir ja schon was es wird. :) Einen Jungennamen zu finden, erweist sich als erstaunlich schwierig, also...